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Veranstaltung zum japanischen Shin-Buddhismus

14/11/2019

 
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Am 11. und 12. November bot sich dem Forschungskolleg bei einem Abendvortrag und einem Workshop in Münster die Gelegenheit, sich mit dem japanischen Shin-Buddhismus auseinanderzusetzen. Dazu konnte das Kolleg die Expertise von Marc Nottelmann-Feil einholen, der shin-buddhistischer Priester am Ekō-Haus der Japanischen Kultur e.V. im Düsseldorfer Stadtteil Niederkassel ist. Organisiert und moderiert wurde die Veranstaltung vom Doktoranden des Kollegs Mathias Schneider.

In seinem Abendvortrag am 11. November zum Thema „Häresie des Mittelalters? Christlicher Buddhismus? Die hybriden Welten des japanischen Shin-Buddhismus“ eröffnete der Referent ein Fenster nach Japan, dem Heimatland der „Wahren Schule des Reinen Landes“, auf Japanisch Jōdo-Shinshū, die dort eine der größten und einflussreichsten buddhistischen Traditionen ist. Angefangen bei der westlichen Buddhismus-Rezeption, etwa durch Pioniere wie Eugène Burnouf, zeichnete Marc Nottelmann-Feil einen Überblick über die verschiedensten Facetten des Buddha-Bildes, das sich vom orientalistischen Zerrbild des Buddha als empirisch-rationalistischer Ethiker und Aufklärer über den übergöttlichen Buddha der Pāli-Suttas bis hin zum Bodhisattva-Ideal des Mahāyāna und schließlich zum Vertrauen auf  Buddha Amida im Shin-Buddhismus erstreckte.

Beim Workshop am darauffolgenden Tag konnten die Teilnehmenden mit dem Referenten theologische Aspekte des Shin-Buddhismus, aber auch die Voraussetzungen des shin-buddhistisch-christlichen Dialogs näher beleuchten. Anhand des Shoshinge, das von Shinran, dem Begründer der Jōdo-Shinshū, verfasst wurde und einer der wichtigsten liturgischen Hymnen des Shin-Buddhismus ist, wurden Grundfragen shin-buddhistischen Denkens, aber auch die Spannungen der jeweiligen Auslegungen zwischen japanischer und westlicher Buddhologie reflektiert. Bei allen theoretischen Diskussionen konnte Marc Nottelmann-Feil mit seiner Erfahrung als buddhistischer Geistlicher zugleich auch die praktischen Dimensionen gelebter Spiritualität nahebringen, beispielsweise bei der Textrezitation und Liturgie.

Der Shin-Buddhismus ist ein kleiner, aber wichtiger Teil des Gesamtgefüges religiöser Pluralität in Nordrhein-Westfalen. Das zeigt sich auch daran, dass es in der Landeshauptstadt Düsseldorf eine große japanische Community gibt, die mit dem Ekō-Haus eine spirituelle, kulturelle und soziale Anlaufstelle hat. Als solche erhält das Ekō-Haus auch Zulauf von westlichen Buddhisten. Der vom Referenten vermittelte Einblick in den Shin-Buddhismus half dabei, ein schärferes Bild vom in NRW ansässigen Buddhismus zu erhalten und bot so gleichzeitig auch die Gelegenheit, das Gesamtphänomen religiöser Pluralität in der Region besser zu erfassen.  

Text: Mathias Schneider

Workshop zu interkultureller Mediation

5/11/2019

 
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Um die Problemlagen und möglichen Konfliktfelder, die sich in multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften ergeben, auch aus einer praktischen Perspektive kennenzulernen, haben sich die RePliR-Doktorand*innen und weitere Teilnehmende mit dem Thema der Mediation – insbesondere der interkulturellen Mediation – im Rahmen eines Workshops auseinandergesetzt, der von der RePliR-Doktorandin Dilek A. Tepeli organisiert wurde. Von Mediatorin und Trainerin Sylke Hilbig wurden erste Einblicke in den Arbeitsbereich der Mediation vermittelt, welcher sich insbesondere mit den Entstehungsbedingungen von Konflikten, deren zwischenmenschlicher Dynamik und den persönlichen Einstellungen und Werthaltungen der Konfliktparteien befasst.
 
In einem ersten Schritt wurde aus diesem Grund in Gruppenarbeiten darüber diskutiert, was eigentlich ein Konflikt ist, welche Ausformungen und Spielarten dieser annehmen kann und was die Ursachen von Konflikten sein können. In einem zweiten Schritt lernten die Doktorand*innen die Rolle des*der Mediator*in in Konflikten näher kennen: es geht darum, die Konfliktparteien in ihrer Spurensuche nach den unbewussten, dem Konflikt psychodynamisch zugrundeliegenden Ursachen zu helfen, um zu verstehen, was genau den Konflikt bedingt und wie er gelöst werden kann. In einem dritten Schritt wurde den Teilnehmenden die fünf Phasen der Mediation vermittelt, im Rahmen derer eine langfristige Lösung des Konflikts durch die Konfliktparteien selbst angestrebt wird. Hierbei wurde betont, wie wichtig es im Mediationsprozess ist, von der Sachebene in tiefere Schichten des Konflikts (unerfüllte Bedürfnisse, Erfahrungen, Erwartungen, Werte etc.) durchzudringen. Ziel dieses Prozesses der Mediation ist eine „Win-Win-Situation“, die keinen Kompromiss meint, sondern einen Konsens zwischen den Parteien anstrebt. In der letzten Phase des Workshops wurde anhand fiktiver Beispiele die Durchführung einer Mediation erprobt, indem die Teilnehmenden übten, einen realistischen interkulturellen Konflikt zu bewältigen.
 
Insgesamt wurde der Workshop als hilfreich für die Erweiterung der eigenen wissenschaftlichen Sichtweise auf Konflikte angesehen und bildete dadurch die transdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis ab. Interkulturelle Mediation ist ein relevantes Arbeitsgebiet innerhalb des Feldes religiöser Pluralität. Indem sie zu gegenseitigem Verständnis unterschiedlicher Lebenswelten beiträgt, kann sie die friedliche Koexistenz verschiedener religiöser und säkularer Gruppen fördern.

Text: Dilek A. Tepeli

Bericht zur Konferenz „Migrantenselbstorganisationen und Engagement – Förderung von Teilhabe und ihre Barrieren“

28/10/2019

 
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Am 14. Oktober 2019 fand von 10 bis 17 Uhr im Glaspavillon der Universität Duisburg-Essen ein Austausch zwischen Wissenschaft, Politik, Fachpraxis und Migrantenselbstorganisationen (MSO) zur Bedeutung von deren Rollen und Bedarfen als zivilgesellschaftliche Akteure statt.  Die Veranstaltung wurde vom Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) in Kooperation mit der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) durchgeführt. Die RePliR-Doktorandin Anna Wiebke Klie war für die Konzeption der Veranstaltung verantwortlich und unterstützte bei ihrer Organisation.

Dem Programm entsprechend waren auch die einzelnen Beiträge thematisch sehr vielfältig. Durch die wissenschaftlichen Vorträge wurde in der Summe unterstrichen, dass die Pflege der Herkunftskultur sowie aufnahmelandbezogene, integrative Ausrichtungen in der Mehrzahl der MSO miteinander einhergehen und keine Ausschließungskriterien darstellen. Gleichwohl kritisierte der Journalist Eren Güvercin die Einflussnahme einer türkischen nationalistischen „Diaspora“-Politik, die bisherige Öffnungskurse in der muslimischen Verbändelandschaft unterminiere und innerhalb der Verbände für Interessenkonflikte und letztlich Abwendungen von jungen, sozial engagierten Menschen führe.

Konsens herrschte darüber, dass das in migrantischen Communities so wichtige informelle „stille“ Engagement, das viel „im Verborgenen“ stattfinde und daher empirisch schwer sichtbar zu machen sei, eine enorme Kraft darstelle. Inwieweit diese Ressource in aufnahmegesellschaftliche Strukturen, wie etwa der Gesundheitsversorgung, der Altenpflege oder der Betreuung demenziell Erkrankter, eingebunden werden könnte, blieb eine weitgehend unbeantwortete Frage. Als zentrale Herausforderungen wurden große Ängste, Schamgefühle, disparate kulturspezifische Umgangsformen mit Gesundheitsfragen sowie mangelhafte interkulturelle Öffnungsprozesse angeführt. Hier zeigt sich der weiterhin große Bedarf von Aufklärung sowie des Abbaus von Hemmschwellen.

Anhand der Wortbeiträge der aus der Politik eingeladenen Referent*innen wurde deutlich, dass hinsichtlich der Handhabung der finanziellen Förderung von MSO auf Landes- und Bundesebene unterschiedliche Logiken bestehen. Während in NRW jeder Verein mit MSO-Eigenschaften und integrativen Tätigkeiten – und damit auch MSO, die sich als Religionsgemeinschaften verstehen – gefördert werden können, verhält es sich auf Bundesebene anders. Hier wurden im Vergleich zwischen den Richtlinien von Bundesinnenministerium (BMI) bzw. dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Bundesfamilienministerium unterschiedliche religionspolitische Haltungen deutlich. So sieht sich das BMI aufgrund der verfassungsmäßigen Trennung von Staat und Kirche lediglich dazu befugt, säkulare MSO zu fördern. Diesbezüglich zeigt sich das Bundesfamilienministerium hingegen offener und hat in den vergangenen Jahren u. a. auch DİTİB gefördert.

Viele Anwesende äußerten hinsichtlich der Nicht-Förderung religiöser MSO ihr Unverständnis, schließlich hätten viele religiöse MSO eine starke zivilgesellschaftliche Schlagseite, die Integrationsprozesse vorantreibe. Dieser Aspekt wurde auch auf der die Konferenz abschließenden Podiumsdiskussion nochmals aufgegriffen: Hier wurde auf die Existenz einer Schieflage verwiesen, da die beiden etablierten christlichen Kirchen bevorzugt würden. Die verfassungsmäßig vorgeschriebene Äquidistanz werde somit nicht eingelöst und eine Gleichstellung sei gerechtfertigt und anzustreben.

Insgesamt wurde im Rahmen der Veranstaltung deutlich, dass trotz eines anhaltenden Paradigmenwechsels und einer wohlwollenden Anerkennung der MSO seitens nicht-migrantischer Organisationen zukünftig noch mehr passieren müsse. Nach wie vor bestünden gegenseitige Vorbehalte und Verständigungsprobleme. Daher müsse verstärkt daran gearbeitet werden, sich näherzukommen und aufeinander zuzugehen. Die Mitwirkenden waren sich darüber einig, dass das Streben nach mehr Anerkennung und gegenseitigem Respekt eine Aufgabe aller beteiligten Akteure mit und ohne Zuwanderungshintergrund darstellt; zugleich wurde aber auch unterstrichen, dass es sich dabei um einen gesamtgesellschaftlich weiterhin aktiv voranzutreibenden Prozess handelt.

Text: Anna Wiebke Klie

Bericht zum Praxisworkshop: Jugend und religiös-kulturelle Identitäten: Türkeistämmige Jugendliche, heterogene Herkunftslandbezüge und ihre gesellschaftliche Teilhabe

15/7/2019

 

Am Donnerstag, den 11.7.2019 kamen 20 PraktikerInnen aus der Jugendarbeit in den Räumlichkeiten des IFAK e.V., dem Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe sowie Migrationsarbeit, zusammen, um sich mit Identität und Adoleszenz auseinanderzusetzen.

Angeleitet durch die RePliR-Doktorandinnen Dilek Tepeli und Martina Loth versetzten die Teilnehmenden sich zunächst gedanklich in ihre eigene Jugendzeit zurück: "Wie sah das bei mir mit Freundschaften so aus?"; "Zu welchen Gruppen wollte ich dazugehören, zu welchen nicht?". Dabei wurde deutlich, dass jede/r sich selbst mal als abweichend von einer Identitätsnorm wahrgenommen hat, mal als Person, mal als Mitglied einer kulturellen oder sozialen Gruppe. Durch das Zurückerinnern an eigene biographische Erfahrungen in der sensiblen Phase der Adoleszenz konnten die Teilnehmenden sich in die Situation ihrer Jugendlichen hineinfühlen und auf das Thema des Workshops einstimmen.

Danach rückten theoretische Konzepte in den Fokus: psychosoziale Folgen und kollektive Verletzungsverhältnisse am Beispiel der AlevitInnen und SunnitInnen in Deutschland. Die durch Unterdrückung geprägte Geschichte der AlevitInnen führt sich bis in die Gegenwart und bis in die Diaspora in Deutschland fort. Es kommt zu Ausgrenzung und Stigmatisierung, aber auch zu Gegenstigmatisierung. Der dadurch geprägte kollektive Habitus kann die Identität eines Individuums dabei bedeutend mitbestimmen.
 
Anhand von Interviewtranskripten aus den Forschungen der RePliR-Doktorandinnen schauten die PraktikerInnen sich dann an, wie Jugendliche im Alltag (Gruppen-)Grenzziehungen erleben und aktiv oder passiv Teil davon sind. Hierbei ging es neben AlevitInnen und SunnitInnen bspw. auch um innersunnitische Abgrenzungen aufgrund von "modern" und "traditionell", Abgrenzungsaspekte zwischen den Generationen sowie das Nicht-Thematisieren oder Schweigen seitens der Eltern bezüglich vulnerabler Themen wie eigene Verfolgungserfahrungen oder Zugehörigkeit zu einer ethnischen/religiösen Minderheit.

Das Feedback der PraktikerInnen zeigte, dass die Teilnehmenden ihre eigene praktische Arbeit vor dem Hintergrund der theoretischen Perspektive neu reflektieren und einordnen konnten und so mit neuen, für die Praxisarbeit relevanten Ideen zurück in ihre Arbeitsfelder gehen konnten. Auch wurde durch die theoretische Thematisierung von Identität und kollektiver Verletzung und Stigmatisierung deutlich, dass Grenzziehungspraktiken und Abweichungen Teil von Identität und Intergruppenbeziehungen sind.

Der Workshop kann als eine erfolgreiche Umsetzung des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Praxis bewertet werden, indem in der sozialen Wirklichkeit gewonnene empirische Daten und deren Interpretation zu neuem theoretischen Wissen mittlerer Reichweite führen und dieses in die praktische Arbeit der Sozialarbeiter/innen wieder rückgebunden werden konnte.

Text: Dilek Tepeli und Martina Loth

RePliR-Klausurtagung: Praxisworkshop

10/7/2019

 
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Um eine besondere Form des Transfers zwischen Wissenschaft und Praxis ging es bei der dritten Klausurtagung des Forschungskollegs RePliR am 4. und 5. Juli im Haus Mariengrund in Münster. Die Doktoranden, PIs und Praxispartner begaben sich dort (unterstützt von einer natürlich-westfälisch ruhigen Atmosphäre) in Klausur, um an ihrem gemeinsamen Projekt, einem Praxishandbuch zur Regulierung religiöser Pluralität, zu arbeiten.

Grundlage der Tagung waren die im Vorfeld verfassten Handbuchbeiträge der Doktoranden, in denen sie aus der Sicht ihrer jeweiligen Dissertationsprojekte Perspektiven und Empfehlungen an die Praxis formuliert hatten. Diskutiert wurden die Beiträge dann in gemeinsamer Runde in der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis: Zum einen konnten die PIs den Doktoranden aus ihrer langjährigen akademischen Erfahrung konstruktive Hinweise geben, zum anderen konnten die Beiträge von den anwesenden Praxispartnern mit Hilfe ihrer wertvollen Expertise aus den jeweiligen Praxisbereichen begutachtet werden.

Inhaltlich decken die Handbuchartikel ein breites Spektrum praktisch relevanter Handlungsfelder ab: Themen sind die Frage nach Religion in Gesundheits- und Tendenz-betrieben, die Präsentation von Religion im medialen Feld der Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine, die Herausforderungen religiöser Pluralität in Politik und Verwaltung sowie im Bildungsbereich bis hin zur Religion in verschiedenen Bereichen der Zivilgesellschaft wie etwa Migrantenselbstorganisationen oder im Feld des interreligiösen Dialogs.

Das Ergebnis dieser fruchtbaren Zusammenarbeit darf in Bälde erwartet werden: Zur Final Conference im Frühjahr nächsten Jahres soll das fertige Praxishandbuch vorliegen, in dem die vereinten Perspektiven von Wissenschaft und Praxis hoffentlich vielen Lesern Anregungen für ihre eigene Arbeit geben können.


Text: Mathias Schneider
Foto: André Kastilan

"Der christlich-islamische Dialog in Deutschland." Bericht zum Abendvortrag und zur Meisterklasse mit Gritt Klinkhammer

3/4/2019

 
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Der christlich-islamische Dialog von zivilgesellschaftlichen Initiativen und Netzwerken stellt seit einigen Jahrzehnten einen besonderen Begegnungsraum dar und hat vor allem im Nachgang des 11. Septembers 2001 auch von politischer Seite ein großes Interesse erfahren.

Diesem Thema waren am 2. und 3. April 2019 ein öffentlicher Abendvortrag und eine Masterclass gewidmet, für die jeweils die Bremer Religionswissenschaftlerin Prof. Dr. Gritt Klinkhammer von David Rüschenschmidt eingeladen wurde. Gritt Klinkhammer befasst sich mit dem Thema des christlich-islamischen Dialogs in Deutschland und untersucht aus religionswissenschaftlicher Perspektive dessen Dimensionen. Der Abendvortrag stand unter der Leitfrage: „Der christlich-islamische Dialog in Deutschland. Religionisierung von Integration, Politisierung von Religion oder einfach frommes Handeln?“ und fokussierte diese unterschiedlichen Dimensionen.

Zunächst stellte David Rüschenschmidt das Forschungskolleg RePliR vor und bot kurze Einblicke in die Vor- und Entstehungsgeschichte christlich-islamischer Dialoginitiativen in Deutschland, bevor Gritt Klinkhammer Erkenntnisse aus ihrer langjährigen religionswissenschaftlichen Forschung zum Thema präsentierte. Dabei ging sie auch auf Ziele der Dialoginitiativen ein. Zu diesen zählten häufig die Förderung friedlicher Koexistenz, Integration und gemeinsamer Werte. Dabei sei die Praxis des Dialogs bisweilen Selbstzweck und werde bereits als Realisierung der Ziele angesehen.

Anschließend ging Gritt Klinkhammer näher auf die individualbiographischen Hintergründe der Teilnehmenden ein, die jeweils durch generationale Erfahrungen vorgeprägt seien. Neben friedensethischen und politischen Motiven waren Dialogaktivitäten für muslimische Teilnehmende eine Gelegenheit, ihren Antifundamentalismus zu belegen. Im Anschluss an den Vortrag diskutierte das Plenum über den Zusammenhang von Dialog und Integration sowie über Zukunftsperspektiven des christlich-islamischen Dialogs.

Bei der Masterclass am Folgetag bot sich die Gelegenheit für die RePliR-Promovierenden, Gritt Klinkhammers Thesen und Forschungsergebnisse vertiefend zu diskutieren, vor allem in Bezug auf Grenzziehungen und Grenzverschiebungen, Integration und den Zugriff politischer Akteure auf den Dialog.


Text: David Rüschenschmidt

Religiöse Pluralität und vielfache religiöse Identitäten: RePliR auf der Jahreskonferenz der European Association for the Study of Religions (EASR) in Bern

21/6/2018

 
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Eine besondere Möglichkeit zur interdisziplinären Arbeit ergab sich für einige Doktorandinnen und Doktoranden des Forschungskollegs auf der 16. Jahreskonferenz der European Association for the Study of Religions (EASR), die vom 17.-21. Juni in Bern stattfand. Unter dem Titel „Multiple Religious Identities – Individuals, Communities, Traditions” fanden sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus einem internationalen Kontext zusammen, um ihre Forschungen zum übergeordneten Thema globaler und nationaler religiöser Pluralität zu präsentieren. Für die Kollegiaten und Kollegiatinnen von RePliR Linda Hennig, Martina Loth, Aysel Tepeli, Susanne Stentenbach-Petzold, David Rüschenschmidt und Mathias Schneider sowie die Kollegskoordinatorin Sarah Jahn ergab sich so eine gute Gelegenheit, sich in einem internationalen Rahmen auszutauschen und eigene Arbeiten zum Thema religiöser Pluralität einzubringen.

Unter dem Titel „Regulating Religious Plurality” hatten Linda Hennig, Sarah Jahn, David Rüschenschmidt und Mathias Schneider im Vorfeld der Tagung einen „Call for Papers“ gestartet, um Forschende aus unterschiedlichen Ländern zusammenzubringen, die sich mit Regulierungsfragen beschäftigen. Aufgrund einiger vielversprechender Abstracts von Forschenden, die in verschiedenen regionalen bzw. nationalen Kontexten zum Umgang mit religiöser Pluralität arbeiten, konnte das Panel mit zwei Sitzungen an den Start gehen. Sarah Jahn übernahm die Leitung des Panels und stellte den angesichts der Größe der EASR-Tagung doch zahlreicher als erwartet erschienenen Zuhörenden zunächst das Forschungskolleg RePliR und mögliche Perspektiven auf die Frage der Regulierung vor.

In der ersten Sitzung beleuchtete zunächst Julia Martínez-Ariño (Universität Groningen, Niederlande) die Rolle religiöser Akteure in urbanen Kontexten des durch das politische Prinzip der Laizität geprägten Frankreich. Sie machte am Beispiel von lokalen „Councils“ in drei französischen Städten unter anderem deutlich, wie die religiösen Akteure zu Partnern der lokalen Governance werden. Hajer Ben Hadj Salem (Tunis University, Tunesien) richtete eine eher politikwissenschaftliche und historische Perspektive auf das Zusammenleben verschiedener Religionsgemeinschaften in den USA. Sie befragte jeweils auch das historisch geprägte Verständnis von Pluralität.

Den Abschluss der ersten Sitzung bildete der Vortrag der RePliR-Doktorandin Linda Hennig, die sich mit dem Umgang mit Religiosität, religiöser Zugehörigkeit und daraus ergebenden Zuschreibungsprozessen in Ausbildungs- und Arbeitsorganisationen auseinandersetzte. Insgesamt zeigte sich bereits im ersten Panel, dass Regulierung ein sehr weites Feld darstellt und die begrifflichen Konzeptionen stark voneinander abweichen können. An den empirischen Beispielen wurden die Möglichkeiten produktiver Kooperation deutlich, die sich zwischen Akteuren vor allem auf lokaler oder organisationsinterner Ebene ergeben.

Die zweite Sitzung wurde mit dem Vortrag des RePliR-Doktoranden Mathias Schneider eröffnet, der das regulative Potential des religiösen Dialogs am Beispiel des japanischen Zen-Buddhisten D.T. Suzuki thematisierte. Er legte dar, wie theologische Interpretationen des religiös Anderen entstehen und welche Wirkung sie entfalten, etwa die wechselseitige Transformation.

Anschließend ging RePliR-Doktorand David Rüschenschmidt der Frage nach, inwieweit der christlich-muslimische Dialog als Form der Regulierung verstanden werden kann. Er setzte historische Beispiele wie christliche Missionsaktivitäten oder eine christlich-muslimische Friedensinitiative mit theoretischen Überlegungen zu Regulierung ins Verhältnis. Den Abschluss des Panels bildete der Vortrag von Tomas Axelson (Dalarna University, Schweden) über interreligiöse „Councils“ in Schweden. Erneut wurden die Potentiale der Kooperation in einem lokalen Setting hervorgehoben, aber auch die Herausforderungen, die schon allein in der Entscheidung bestehen, welche Akteure in die Zusammenarbeit einbezogen werden und welche nicht. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es eine besondere Herausforderung darstellt, die Perspektive der Regulierung auf konkrete empirische Forschungsarbeiten zu richten.

Auch die Doktorandinnen Martina Loth und Aysel Tepeli brachten sich mit ihren Dissertationsthemen auf der Konferenz ein, und zwar im Panel „Prayer, Pop and Politics. Researching post-migrant religious youth culture“, das von Astrid Mattes (Universität Wien) organisiert wurde. Die übergreifende Frage des Panels richtete sich an das religiöse Engagement von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und wie diese Religion als Ressource für gesellschaftliches Engagement und Teilhabe nutzen. Gleichzeitig wurde ein intersektionales Verständnis von Zugehörigkeit zugrunde gelegt, dass die vielschichtigen Mehrfachzugehörigkeiten der Jugend berücksichtigt und auch soziale Ungleichheiten in den Blick nimmt. Die interdisziplinären Forscher und Forscherinnen stellten eigene Projekte zu (überwiegend muslimischen) Jugendlichen und die Bedeutung von Religion in ihrem Alltag vor. Giulia Evolvi zeigte anhand ihres Projekts „#NoussommesUnis. Example of digital engagement of young Muslims“ beispielsweise auf, wie junge Muslime und Musliminnen in Frankreich durch digitales Engagement die Stigmatisierung von Muslimen als Terroristen abzubauen versuchten. Die Kollegiatinnen Martina Loth und Aysel Tepeli, die sich mit der konfessionellen Binnendifferenzierung von Muslimen befassen, diskutierten die interne Pluralität alevitischer Identität und zeigten am empirischen Material auf, dass Religionszugehörigkeiten auch nicht-religiöse Selbstverständnisse umfassen können und auf welch unterschiedliche Weise Religion in der Identitätskonstruktion erfahren werden kann. So stellt die plurale alevitische Identität in ihrer Binnendifferenzierung die Frage nach religiösem Engagement von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Frage, da auch nicht religiöse Aleviten und Alevitinnen sich engagieren, ohne sich deshalb als religiös verstehen zu müssen.

Die vielen verschiedenen Impulse der Tagung waren für die Doktorandinnen und Doktoranden eine sehr gewinnbringende Erfahrung. Nicht nur die aktive Teilnahme an der Tagung, sondern auch das Zusammensein vor der Kulisse Berns trugen zu einer schönen gemeinsamen Reise bei, die den Zusammenhalt der Kollegiatinnen und Kollegiaten untereinander stärkte.

Text: Linda Hennig, Mathias Schneider, Aysel Tepeli

Bericht zum Abendvortrag und zur Meisterklasse mit Ulrike Popp-Baier

30/5/2018

 
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Die Religionspsychologin Ulrike Popp-Baier (Universität Amsterdam) war am 29. und 30. Mai zu Gast im Forschungskolleg RePliR.Sie folgte der Einladung von Aysel Tepeli.

Der Abendvortrag zum Thema "Religion und was sonst noch zählt. Psychologische Studien zu moralischen Imaginationen und religiösen Pluralismen bei jungen Erwachsenen in den Niederlanden" befasste sich aus religionspsychologischer Perspektive mit Fragen moralischer Orientierungen von jungen Menschen unterschiedlichster Religionszugehörigkeit. In dem Vortrag stellte Ulrike Popp-Baier erste vorläufige Befunde ihrer Analyse von 31 narrativen Interviews vor. Im Anschluss an den Vortrag diskutierte das Plenum intensiv über Fragen religiöser und nicht religiöser Orientierungen, sowie über diese hinausgehende, geteilte moralische Orientierungen der jungen Erwachsenen.

Für die Nachwuchswissenschaftler*innen und Studierenden der Religionswissenschaft und Sozial- und Kulturpsychologie war die Veranstaltung aus methodischer und inhaltlicher Perspektive besonders wertvoll und interessant, da die Ergebnisse der Studie insbesondere auch die Gemeinsamkeiten zwischen den jungen Erwachsenen herausstellt.

Am darauf folgenden Tag hatten die Doktorand*innen des Kollegs die Möglichkeit gemeinsam mit Ulrike Popp-Baier Material zu analysieren. Dabei wurde ein Ausschnitt eines narrativen Interviews aus dem Projekt von Aysel Tepeli in der Gruppe analysiert. Insgesamt wurden die Veranstaltung und der Vortrag im Hinblick auf das Oberthema des Kollegs als eine bereichernde Perspektive wahrgenommen, die daran erinnert, den Blick im Rahmen von Diversität und Pluralität auch auf das Verbindende zwischen Menschen zu richten.

Bericht zum Abendvortrag “Doing Common Things from Specific Places. Using Deweyan Pragmatism for Analysing Social Participation of European Muslims” mit Anne-Sophie Lamine

12/2/2018

 
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Wie sich die gesellschaftliche Teilhabe von Muslimen in Europa erforschen lässt, war die zentrale Frage des Abendvortrages vom 6. Februar 2018, der von Linda Hennig vom Forschungskolleg RePliR organisiert wurde. Prof. Dr. Dr. Anne-Sophie Lamine von der Universität Straßburg stellte hierzu Ihren pragmatistischen Forschungsansatz vor.

Die Soziologin stellte zunächst die Denkschule des amerikanischen Pragmatismus mit seinen Hauptvertretern Charles Sanders Peirce, William James, George Herbert Mead und John Dewey vor. Anschließend skizzierte sie ihren eigenen am Pragmatismus angelehnten Ansatz einer Sozio-Anthropologie des Glaubens, von Werten und Idealen sowie des Gemeinwohls, bei dem sie sich hauptsächlich auf John Dewey stützt. Dabei würden sie weniger die religionsbezogenen Schriften des äußerst schreibproduktiven Pragmatisten inspirieren, sondern vielmehr Schriften wie „Kunst als Erfahrung“ oder „The Public and its Problems“. Prof. Lamine machte in ihrem Vortrag deutlich, dass soziologisch-empirische Forschung durch den Bezug auf den pragmatistischen Klassiker an Erkenntnissen gewinnen kann.

In der gesellschaftlichen Wahrnehmung, aber auch in wissenschaftlichen Diskursen, so gab Prof. Lamine zu bedenken, würden die Handlungen von Akteuren mit einer von der Mehrheit abweichenden (religiösen oder ethischen) Identität häufig unter der Prämisse interpretiert werden, dass damit spezifische, d.h. aus der spezifischen Zugehörigkeit resultierende Interessen verfolgt werden. Entsprechend dem Prinzip „ideology implies action“ würden etwa Musliminnen, die an französischen Stränden einen Burkini tragen, nicht als Badegäste, so wie andere Strandbesucher auch, sondern als Vertreterinnen des politischen Islams wahrgenommen werden.

Dagegen würde sich mit pragmatistischen Ansätzen das gemeinwohlorientierte Handeln solcher Akteure analysieren lassen. Prof. Lamine beschrieb ihre am Pragmatismus angelehnte Methode, die sich an der Handlungspraxis orientiert, die Relevanz des Kontexts sowie die Temporalität von Handlung einbezieht und das Normative als etwas Soziales betrachtet. Die Forscherin stellte dazu ihre Untersuchung zum muslimischen Onlinemedium „Saphirnews“ vor, welches eben keine Plattform von einer Minderheit für eine Minderheit darstelle, sondern sich an professionsspezifischen, d.h. journalistischen, Standards orientiere und als Medium wie jedes andere, wenn auch von einem spezifischen Ort aus, mit der Berichterstattung einen Beitrag zum Allgemeinwohl leisten wolle. Neben dem Bereitstellen von Informationen bestünde das Anliegen der Journalist_innen auch darin, zu einer „Normalisierung“ von Diskursen über Muslime beizutragen.

Die Doktorand_innen des Forschungskollegs RePliR erhielten durch den Vortrag einige Impulse für ihre eigene Forschungsarbeit, in der sie immer wieder feststellen, dass in der öffentlichen Wahrnehmung der Einfluss der Religion auf das alltägliche Handeln bei Angehörigen von Minderheitenreligionen häufig überschätzt wird, ganz im Sinne des von der Referentin aufgezeigten Prinzips „ideology implies action“. Da sich die in den Forschungsprojekten untersuchten Gläubigen häufig zu Integrationserfordernissen oder zu Stigmatisierungen ins Verhältnis setzen müssen, wird der Blick auf den Glauben als umfassendes sozio-anthropologisches Phänomen, entsprech-end dem Ansatz von Prof. Lamine, häufig erschwert. Die von der Referentin charakter-isierten Erfahrungsdimensionen religiöser Praxis – das Streben nach Idealen, das Praktizieren von Selbst-Disziplin und die Erfahrung von Gemeinschaft – können daher den wissen-schaftlichen Blick auf Religiosität schärfen.

In der abschließenden Diskussion wurde aber auch deutlich wie unterschiedlich das Begriffsverständnis, etwa von Differenzierung und Entdifferenzierung, von der einen zur anderen Seite des Rheins sein kann.

Text: Linda Hennig
Foto: Sarah Jahn

Bericht zur Buchvorstellung "Governance of Diversity"

11/12/2017

 
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Die Frage, welche Strategien dem säkularen Verfassungsstaat im Umgang mit der zunehmenden kulturellen und religiösen Pluralität zur Verfügung stehen und welche Teile der Religionsverfassung in einer pluralistischen Gesellschaft unverzichtbar sind, stand im Mittelpunkt einer Buchvorstellung, die das Centrum für Religion und Moderne (CRM) am 14. November 2017 veranstaltet hat.

Anlass war die Neuerscheinung des Buches "Governance of Diversity" des Juristen Prof. Dr. Folke Gunnar Schuppert in der Schriftenreihe "Religion und Moderne", die im Auftrag des CRM beim Campus Verlag erscheint. Neben dem Autor kamen der Jurist Prof. Dr. Hinnerk Wißmann (Westfälische Wilhelms-Universität), der Politikwissenschaftler PD Dr. Oliver Hidalgo (Universität Regensburg) und die Sozialwissenschaftlerin Dr. Yasemin El-Menouar (Bertelsmann Stiftung Gütersloh) mit Kommentaren zu Wort.

Nachdem der Autor in seinem Eingangsstatement vornehmlich skizziert hatte, über welche Lebensstationen er dazu gekommen war, die kulturelle und religiöse Diversität säkularer Gesellschaften durch die „Governance-Brille“ zu betrachten, war es Aufgabe der Kommentatoren, dem Publikum das Buch und seinen Inhalt vorzustellen und es kritisch zu würdigen. Hinnerk Wißmann lobte zunächst grundsätzlich das Lebenswerk seines Fachkollegen Schuppert, der immer wieder mit viel „Unerschrockenheit“ neue Denkansätze aus anderen Disziplinen in die Rechtswissenschaft eingebracht habe. So auch im vorliegenden Fall, in dem er sehr verschiedene Phänomene religiöser und kultureller Pluralität unter dem Dach des Governance-Konzeptes analytisch zusammenbringe und reflektiere. Gleichwohl berge eine solche „Weitwinkelperspektive“, so Wißmann, die Gefahr, die Komplexität einzelner Zusammenhänge zu übersehen, beziehungsweise bestimmte Aspekte durch normative Setzungen über- oder unterzubewerten. Das Werk habe dadurch - unterstützt durch die kompositorische Arbeitsweise des Autors - eine „immanente Tendenz zur herrschenden Meinung“.

Oliver Hidalgo attestierte dem Buch einen gut lesbaren Überblickscharakter und lobte seine kohärente Gesamtperspektive. Zugleich warf er ein, dass an einigen Stellen nicht deutlich genug gemacht werde, was genau Schuppert eigentlich unter seinem Governance-Konzept verstehe und was das Spezifische seiner Perspektive auf die einzelnen im Werk beleuchteten Phänomene sei. Yasemin El-Menouar lenkte in ihrem Kommentar den Blick auf mögliche Lösungen für aktuelle Probleme. Dabei beanstandete sie die dem Buch tendenziell zugrundeliegende Konflikt-Perspektive. Zudem lese sich die Koexistenz-Ordnung wie eine Absage daran, etwas Gemeinsames gemein zu haben. Konfliktlinien existierten zweifelsohne, aber sie verliefen eher zwischen dem religiösen und areligiösen Bereich, weniger innerhalb des religiösen Spektrums. Zu bedenken sei ferner, dass der Versuch, Konfliktlinien, die gar nicht integriert werden wollten, in Aushandlungsprozesse zusammenzuführen, scheitern müssten. Ein ganz wichtiges Instrumentarium für die Überbrückung religiöser Differenzen sei der interreligiöse Dialog, so El-Menouar.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde unter anderem hinterfragt, inwieweit der mittlerweile omnipräsente und inflationär genutzte „Catch-all“-Begriff der Governance überhaupt (noch) als Instrument für detaillierte Analysen tauge. Herr Schuppert bezeichnete diesbezüglich geäußerte Bedenken als berechtigt, betonte aber die zentrale Dimension der „Regelungsstrukturen“ als klaren methodischen Zugriff. Zudem entkräftete er den häufiger an die Governance-Forschung herangetragenen Vorwurf, Machtfaktoren auszublenden und stellte heraus, dass die Bewältigung bestimmter Problemlagen vermittels kollektiver Regelungen immer in Konflikt- und Machtkontexte eingebettet sei. Einig waren sich Autor, Kommentatoren und Publikum am Ende, dass das Werk ein geeigneter Ausgangspunkt für weitere Diskussionen zum komplexen Verhältnis von Governance und kultureller und religiöser Pluralität sein könne. Bedauert wurde daher abschließend, dass Herr Schuppert eingangs angekündigt hatte, dass das Werk sein nunmehr letztes zur Governance-Thematik sein solle.


Text: Anna Klie

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